Die Flut in Pakistan

Die Flut in Pakistan erreicht ein beinahe biblisches Ausmaß und den betroffenen Menschen dort mag es nun gehen wie Hiob. "Wasser wäscht Steine weg, und seine Fluten schwemmen die Erde weg: so machst du die Hoffnung des Menschen zunichte" (Hiob 14, 19). Sie erleben pure Not und Existenzangst. Sie fragen, warum ihnen niemand hilft und sie fühlen sich im Stich gelassen, vor allem von Ihrer Regierung, aber auch vom Ausland und am Ende vielleicht sogar von Gott. "Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen. Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinen Gott." (Psalm 69, 3-4).

 

Wie kommt es, dass gerade wir Deutschen, die wir als besonders großzügig bekannt sind, bisher so wenig helfen? Erst jetzt, nachdem Spendenaufrufe von den Kirchen, Politikern wie unserem Bundespräsidenten und Hilfsorganisationen erschallen, steigen die Spenden allmählich an. Doch das ist kein Vergleich zu den Summen, die man für Thailand oder Haiti binnen kürzester Zeit aufgebracht hat. Sind wir diesmal emotional weniger betroffen und wenn ja, woran liegt das? Sitzt das Geld in Zeiten der Krise einfach nicht mehr so locker? Oder fürchten wir, dass die Hilfe nicht bei den Opfern ankommt?

Es scheint, als ob wir bei diesem Unglück wesentlich distanzierter und kühler reagieren als sonst. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass Pakistan kein beliebtes Reiseziel für Touristen, dafür aber umso mehr für islamistische Terroristen ist. Doch darf uns das vom Spenden abhalten?

Nein, und das nicht nur, weil es ein ethisches Gebot christlicher Nächstenliebe und humanistischer Gesinnung darstellt, sondern auch, weil wir darüber hinaus ein politisches Interesse daran haben, dass die ohnehin stark gebeutelte Region nicht noch weiter destabilisiert wird. Denn dann könnten die Taliban oder andere Extremisten erst recht von dem Unglück profitieren und an Macht gewinnen. Pakistan ist, neben Nordkorea und dem Iran, momentan das wahrscheinlich explosivste Pulverfass, was das militärische Bedrohungspotential anbelangt. Deshalb wäre es höchst fatal, die Augen und die Herzen weiter vor der Not der Menschen dort zu verschließen. Dies betrifft auch unsere Bundesregierung, die sich mit Hilfsmaßnahmen bisher ebenfalls extrem zurückgehalten hat.

 

Im Übrigen wird in solchen katastrophalen Ereignissen immer deutlicher, wie sehr sich der Klimawandel bereits heute manifestiert. Auch darauf muss immer wieder aufmerksam gemacht werden. Zwar können wir tiefgreifende Veränderungen, die bereits verursacht worden sind, nicht mehr abwenden, doch wir müssen zum einen, Vorbereitungen für die kommenden Ereignisse treffen und zum anderen, unseren Lebenswandel endlich radikal ändern. Die Verantwortung der Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft ist riesengroß und es gnade ihnen Gott, wenn sie nicht endlich beginnen, auch gegen gewisse Widerstände, entschlossen die überfälligen ökologischen Reformen einzuleiten, deren Notwendigkeit längst jeder vernünftige Bürger eingesehen hat. Neben einem umweltbewussten Verhalten, obliegt es uns, als Verbraucher und Wähler, die richtigen Entscheidungen zu treffen und den entsprechenden ökonomischen und politischen Druck zur Veränderung zu erzeugen.

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