Der Fall Wulff

Nachdem Bundespräsident Wulff erkannt hatte, dass es nichts bringt zurückzutreten, ist er nun konsequenterweise zurückgetreten. Christian Wulff ist damit tief gefallen. Und das war überfällig, meinen seine Kritiker, die über ihn hergefallen waren, weil es ihnen nicht gefallen hat, dass er von diversen „Freunden“ einen Gefallen erhalten und vermeintlich im Gegenzug erwiesen hat. Solchen dubiosen Austausch von Gefälligkeiten habe man als Politiker gefälligst zu unterlassen!

 

Wegen eines fragwürdigen Kredits hatte Wulff selbigen beim Bürger erstmals ein Stück weit eingebüßt. Weiteres Vertrauen hatte er verspielt, weil er sich den einen oder anderen gesponserten Urlaub bei seinen „Freunden“ erlaubte. Und letztlich wurde ihm eine filmreife Mauschelei zum Verhängnis. Doch der Ärmste hatte es auch nicht leicht. Über Wochen fand er sich immer wieder in der Presse und wurde förmlich ausgequetscht, vor allem von den Pionieren des investigativen Journalismus, die ihn ins rechte Bild rücken wollten. Der Springer setzte den König schließlich matt. Zwar versuchte die Dame ihn noch eine Weile im Spiel zu halten, doch da er fast ununterbrochen im „Stahlgewitter“stand, sah er sich gezwungen, den Kopf einzuziehen und in Deckung zu gehen. Kein Wunder also, dass er da nicht immer ganz aufrichtig sein konnte. Trotzig beschloss er, die Krise in seinem Schloss ganz einfach auszusitzen. Doch dabei setzte er sich immer wieder in die Nesseln. Und wie sich herausstellte, war er nicht immun gegen solcherlei Stichelei.

 

Am Ende bleibt die schockierende Erkenntnis, dass unser Präsident doch kein Heiliger war, sondern nur ein Politiker, der von anderen Politikern ins Amt gehievt worden war. Vielleicht lernen alle Beteiligten endlich einmal aus diesem Fall, der nicht der erste seiner Art gewesen ist und lassen die Bürger selbst ihren höchsten Repräsentanten wählen. Dieser hätte, mit der höchsten demokratischen Legitimation und der nötigen überparteilichen Neutralität ausgestattet, dann auch den entsprechenden Respekt verdient, ohne deshalb als unfehlbar gelten zu müssen.

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Carmen (Montag, 20 Februar 2012 09:29)

    Hallo Jan,

    sehr schön und treffend formuliert. Nichts mehr hinzuzufügen.

    Beten wir für den Herrn Gauck - und vielleicht auch für Herrn Wulff.

    Liebe Grüße

    Carmen