Ideologie und Theologie (Politik und Glaube)

 

Mir ist aufgefallen, dass viele Christen ihre Meinung bzw. Haltung zu bestimmten (politischen) Themen häufig eher von einer (politischen) Ideologie ableiten als von einer biblisch begründeten Theologie. Das gilt sogar für viele, die sich selbst als „bibeltreu“ bezeichnen. Man fühlt sich einem politischen Lager zugehörig, das meist mit einer bestimmten konfessionellen Zugehörigkeit einhergeht. Evangelikale und Katholiken sind demnach meistens konservativ und konservativ zu sein heißt für sie offenbar politisch konservativ mit entsprechend tradierten konventionellen politischen Standpunkten. Dabei scheint es keine allzu große Rolle zu spielen, ob diese tatsächlich mit dem christlichen Glauben, d. h. mit dem Wort Gottes, übereinstimmen oder nicht. Evangelische Landeskirchler dagegen sind häufig mit einer unverständlichen Notwendigkeit progressiv, linksliberal und grün eingestellt. Dabei übernehmen sie scheinbar relativ unreflektiert die Grundpositionen dieser politischen Richtung ohne Rücksicht darauf, ob sie mit der Bibel übereinstimmen. Sie begründen dies dann z.T. mit einer liberalen bzw. historisch-kritischen Bibelauslegung, die aber in Wahrheit nichts anderes ist als eine Legitimation, ihre Ideologie über die Aussagen der Bibel zu legen und sie damit beliebig zu relativieren und entsprechend umzudeuten.

 

Diese beiden ideologischen bzw. parteipolitischen Lager (links oder rechts bzw. progressiv oder konservativ) sind dermaßen stark im Denken der Menschen und eben auch der Christen verankert, dass diese völlig unfähig scheinen, sich davon zu distanzieren und sie zu hinterfragen. Die internalisierte Haltung reicht bis ins Unterbewusstsein und bestimmt dadurch ihr Leben mehr als theologische Glaubensgrundsätze, zumindest wenn man die Bibel ernst nimmt. Das geht soweit, dass nicht nur politisch ein Riss durch die Nationen geht, sondern auch eine Spaltung innerhalb der Christenheit entstanden ist bzw. entsteht, wobei weder die eine noch die andere Seite auf theologisch festem Grunde steht. Denn dieser ist nur durch eine objektive, induktive Exegese der Bibel garantiert. Die Folge dieses ideologischen Primats ist, dass sich Christen gegenseitig anfeinden und ihren eigentlichen Auftrag, das wahre Evangelium zu verkünden, Menschen zu lieben und einander zu unterstützen, verfehlen.

 

Nimmt man die Aussagen der Bibel ernst, wird ganz klar, dass sie sich nicht durch eines dieser politischen Lager vereinnahmen lässt. Zunächst, weil Jesus gesagt hat, dass sein Reich ohnehin nicht von dieser Welt ist (vgl. Johannes 16, 38). Zum anderen, weil sie davor warnt, sich durch philosophische Lehren bzw. Ideologien verführen zu lassen:

„Seht zu, dass niemand euch einfange durch die Philosophie und leeren Betrug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht Christus gemäß!“ (Kolosser 2, 8).

Und wenn wir uns die einzelnen Standpunkte ansehen, wird das ebenfalls unmittelbar deutlich. So wird klar, dass sich durch die Bibel und eine christusgemäße Haltung weder Abtreibung, noch Gender-Mainstreaming, noch praktizierte Homosexualität oder gar Ehe für Alle und Pädophilie, noch totale Emanzipation von Mann und Frau, noch Legalisierung von Prostitution oder Drogen rechtfertigen lassen (was traditionell Positionen des linken Lagers sind).  Genauso wenig lassen sich jedoch soziale Ungerechtigkeit bzw. Härte, Umweltverschmutzung, Waffenhandel, Krieg, Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung gegenüber Minderheiten mit dem christlichen Glauben vereinbaren (wofür üblicherweise das rechte Lager steht). Somit disqualifizieren sich beide ideologischen Lager, für Christen maßgeblich sein zu können, ebenso Parteien, die solche extremen Positionen vertreten.

 

Daher appelliere ich an alle meine Geschwister im Herrn und auch an mich selbst:

 

Lassen wir uns nicht durch eine dieser politischen Gesinnungen vereinnahmen und instrumentalisieren! Lassen wir uns nicht durch den Diabolos gegeneinander ausspielen und aufhetzen! Beschimpfen und diffamieren wir keine Politiker oder sonstige Menschen, egal welcher Couleur! Widerstehen wir auch dem Reflex, alles zu bekämpfen und zu hassen, nur weil es aus einem bestimmten Lager kommt, sondern urteilen wir wahrheitsgemäß, differenziert und unvoreingenommen über einzelne Sachfragen! Reflektieren wir unsere Meinung immer wieder selbstkritisch anhand der Bibel. Lasst uns dieses ideologisch geprägte Lagerdenken, das schon Kriege ausgelöst hat, überwinden! (Das Gleiche gilt im Übrigen auch für konfessionelle Lager). Richten wir uns ausschließlich (auch in unserer politischen Haltung) nach der Bibel in theologisch angemessener Weise und bemühen wir uns da, wo Unterschiede nicht vermieden werden können, um Frieden, sowohl untereinander als auch mit der Welt:

 

„Wenn möglich, soviel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden!“ (Römer 12, 18)

 

„Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird; und achtet darauf, dass nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leide, dass nicht irgendeine Wurzel der Bitterkeit aufsprosse und euch zur Last werde und durch sie viele verunreinigt werden;“ (Hebräer 12, 14-15).

 

„Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, sodann friedvoll, milde, folgsam, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt. Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.“ (Jakobus 3, 17-18)

 

Im Übrigen, Brüder, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch ermuntern, seid eines Sinnes, haltet Frieden! Und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein.“ (2. Korinther 13, 11)

 

„Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn: Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander in Liebe ertragend! Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens:  Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung!“ (Epheser 4, 1-4)

 

„Endlich aber seid alle gleichgesinnt, mitleidig, voll brüderlicher Liebe, barmherzig, demütig und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, dass ihr Segen erbt! Denn wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der halte Zunge und Lippen vom Bösen zurück, dass sie nicht Trug reden; er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach!“ (1. Petrus 3, 8-11)

 

Er selbst aber, der Herr des Friedens, gebe euch den Frieden allezeit auf alle Weise! Der Herr sei mit euch allen!“ (2. Thessalonicher 3, 16)

 

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